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ihm endlich die heilige Eommunion; er aber setzte seine Buße
stille fort bis an sein Ende und erließ auf Verlangen des heiligen
Bischofs das Gesetz, daß kein Todesurtheil mehr vor dreißig Tagen
vollzogen werden dürfe, damit der Kaiser Zeit gewinnen möge, vor-
eilige Todesnrtheile zu widerrufen.
Theodosius starb 395 und hinterließ das Reich seinen zwei
Söhnen, welche sich in die Regierung theilten. Are ad ins erhielt
das Morgenland mit der Hauptstadt Constantinopel und Ho-
norins das Abendland mit der Hauptstadt Rom. Von nun
an gab es also zwei römische, von einander ganz unabhängige
Kaiserreiche, von denen jedoch das abendländische unter meh-
reren schwachen Regenten bald seiner Auslösung entgegen gieng. Im
Jahre 476 setzte nämlich Odoaker, der Anführer deutscher Volks-
stämme, die den Römern als Hilfsvölker dienten, den letzten Kaiser
Romulus Angustulus ab, und gründete so das erste deutsche
Königthum in Italien. Nach 17 Jahren wurde ihm jedoch sein
Reich durch die Ostgothen, die damals in Pannonien oder Ungarn
wohnten, wieder entrissen, indem diese ihn besiegten, zum Tode ver-
urtheilten und ihren geliebten Theodorich zum Könige von Italien
ausriefen.
Das morgenländische Kaiserthum erhielt sich fast 1000
Jahre länger und wurde besonders durch Iustinian wieder zu
großer Macht erhoben. Seine Feldherrn Narfes und Belisar
zerstörten das vand alische Reich in Afrika und eroberten das nach
Theodorich wieder tiefgesunkene ostgothische Reich, welches aber später
von den Langobarden in Besitz genommen wurde. Auf Iustinian
folgten meistens Regenten, die keiner besondern Erwähnung werth
sind und unter denen nach und nach die schönsten Provinzen an aus-
wärtige Feinde verloren giengen. Dennoch erhielt sich das ost-
römische Kaiserthnm bis zum Jahre 1453, wo es die Türken
zerstörten und auf seinen Trümmern das türkische Reich gründeten.
28. Die altcu Deutschen.
Deutschland, unser Vaterland, war vor 2000 Jahren ein un-
freundliches, rauhes und kaltes Land, voller Sümpfe und Wal-
dungen, welch' letztere vielen wilden Thieren, wie z. B. Bären, Wöl-
fen und Auerochsen zum Aufenthalte dienten. Sogar das Rennthier,
das nur in einem kalten Klima leben kann und jetzt nur noch in
den nördlichsten Erdgegenden heimisch ist, wurde ehemalsin Deutsch-
land häufig gefunden. Auch die Bewohner unseres Vaterlandes,
unsere Urväter, die alten Deutschen, waren damals so wild und
rauh, wie ihre Heimat. Sie wußten Nichts von Wissenschaft und
Bildung; sie kannten keine Schrift, trieben keine Gewerbe, hatten
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Extrahierte Personennamen: Romulus_Angustulus
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Rom Italien Pannonien Ungarn Italien Afrika Deutschland
94
später in Spanien und Südgallien ein Reich, das längere Seit stark
und mächtig blieb.
Die Sueben, Burgunder und Vandalen, die an den Küsten
der Ostsee gewohnt hatten, zogen ebenfalls nach dem Süden. Die
Vandalen setzten später nach Afrika hinüber und gründeten dort, wo
ehemals die Carthager geherrscht, ein deutsches Reich unter ihrem
König Geiserich. Von hier aus zogen sie nach'italien hinüber und,
erstürmten und plünderten Rom 14 Tage lang. Mit furchtbarer
Wuth zerstörten sie die schönsten und herrlichsten Kunstwerke, und
daher wird noch jetzt jede rohe Zerstörung eines Kunstgegcnstandes
„Vandalismus" genannt. Das vandalische Reich wurde endlich
von Belisar, einem Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian
zerstört.
Die Angeln und Sachsen setzten nach England hinüber, das
von ihnen den Namen erhielt. Sie hatten den Briten gegen die
Pikten und Schotten Hilfe geleistet, behielten aber nachher das be-
freite Land für sich.
Die Langobarden waren von den Usern der Nordsee nach dem
nördlichen Italien gezogen, wo sie das mächtige Longobardenreich
mit der Hauptstadt Pavia gründeten. Die Franken, welche bisher
an der rechten Seite des Rheins wohnten, besiegten unter ihrem
König Chlodwig die Römer, die bis dahin Gallien beherrschten,
nahmen dasselbe in Besitz und machten sich auch die Alemannen,
Thüringer und Burgunder zinsbar.
So wurde durch die Völkerwanderung eine mächtige Ver-
änderung aller Verhältnisse fast aller Länder der damals bekannten
Erde veranlaßt. Die Völkerwanderung veränderte Staaten und
schuf neue Sprachen; durch sie entstanden neue Sitten, Verfassungen
und Gesetze; sie erzeugte eine neue Ordnung der Dinge und gab
allen menschlichen Verhältnissen einen neuen Umschwung, wodurch
die Zukunft der Völker bis auf die spätesten Zeiten vorausbestimmt
und vorbereitet wurde.
31. Attila, die Geißel Gottes.
Die Hunnen, die sich seit ihrem ersten Erscheinen in Europa
in den weidereichcn Gegenden Südrußlands umhergetrieben und so-
dann in Ungarn niedergelassen hatten, waren mit einem Heere von
700,000 Streitern unter ihrem König Attila, der sich selbst die
Geißel Gottes nannte, durch Deutschland gezogen und unter
schrecklichen Verwüstungen über den Rhein nach Frankreich einge-
drungen. Schon das Aeußere dieser häßlichen Menschen war schrecken-
erregend. Ein alter Schriftsteller schildert dieselben in folgender
Weise: „Die. Hunnen sind klein und dick, haben fleischige Hälse
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Extrahierte Personennamen: Belisar Chlodwig Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Afrika Rom Sachsen England Nordsee Italien Pavia Rheins Gallien Gottes Europa Ungarn Deutschland Rhein Frankreich
127
erschien die Bibel in lateinischer Sprache in drei Bänden vollständig
gedruckt, und ein Jahr später waren auch die Psalmen gedruckt zu
haben. Bald folgten Bibelübersetzungen nach, deren es schon vor
Luthers Zeit 14 in hochdeutscher und 6 in plattdeutscher Mundart
gab. Und nun war das Thor geöffnet, durch welches Bildung und
Unterricht in alle Welt hinaus strömten. Die Wissenschaften wur-
den immer mehr Gemeingut, was bald den entschiedensten Einfluß
auf die Cultur des Volkes äußerte und eine höhere Geistesbildung
für spätere Zeiten vorbereitete.
Eine andere, gleichfalls wichtige und folgenreiche Erfindung ist
die des Schießpulvers. Ein Franziskanermönch, B e r t h o l d
Schwarz, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts zu Freiburg
in Baden lebte, beschäftigte sich gerne mit naturwissenschaftlichen
Versuchen. Als er nun einmal Schwefel, Salpeter und Kohlen in
einem Mörser stampfte und die Oeffnung theilweise mit einem Steine
bedeckt hatte, schlug er in der Nähe Feuer an, mit Stahl und Stein,
wie es damals gewöhnlich geschah. Da fuhr ein Funke in den nicht
vollständig bedeckten Mörser; die Masse entzündete sich und der Stein
flog mit einem fürchterlichen Knalle in die Höhe. Man kann sich
denken, wie der Mönch über dies unerwartete Ereigniß erschrocken
seyn mag! — Mit mehr Genauigkeit, aber auch mit viel mehr Vor-
sicht wiederholte er seine Versuche und machte sodann seine Erfin-
dung bekannt. Zuerst machte man mörserähnliche Röhren, bedeckte
sie mit großen Steinen oder schob diese in die Röhren hinein, worauf
man die Pulvermasse durch eine kleine, nahe am Boden ange-
brachte Oeffnung entzündete. Darauf verlängerte man die Röhren,
aus denen man Steine und später eiserne Kugeln von ungeheurer
Größe tausend Schritte weit schoß. So erfand man die Kanonen,
die zuerst zum Tragen eingerichtet waren, worauf man endlich auf
die Erfindung der Büchsen und Musketen kam, die man immer mehr
vervollkommnete, und die jetzt hauptsächlich, wie die Kanonen, im
Kriege angewendet werden, wodurch im Laufe der Zeiten eine völlige
Umgestaltung im Heer- und Kriegswesen entstanden ist.
51. Die Entdeckung Amerika's.
Eines der merkwürdigsten Ereignisse am Schluffe des Mittel-
alters ist die Entdeckung Amerikas, welche für diesen Erdtheil selbst,
so wie für Europa die wichtigsten Folgen hatte.
Schon in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts hatten
die Portugiesen aus der Westseite Afrika's große Entdeckungen ge-
macht, welche einen kühnen Seemann, Christoph Columbus
(geboren zu Genua um das Jahr 1447), auf den Gedanken brachte,
daß ein bequemerer Seeweg nach Ostindien zu finden seyn müßte,
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150
klärt; die meisten Regenten erhielten die ihnen früher entrissenen
Länder wieder; Sachsen aber, dessen König zu lange an Napoleon
hieng, mußte einen großen Theil seines Landes an Preußen abtreten;
Oesterreich bekam die Lombardei, Jllyrien und Dalma-
tien, und so wurde endlich die Ruhe nach einer langen Reihe von
Jahren wieder hergestellt.
63. Die neueste Leit.
Von jetzt an genoß Deutschland lange Jahre die Segnungen
des Friedens. Handel und Gewerbe hoben sich wieder, und unser
theures Vaterland begann sich wieder aus der Armuth empor zu
arbeiten, in welche es durch die vielen Kriegsjahre gestürzt worden
war. Der steigende Wohlstand des Volkes führte aber auch nach
und nach die untern Volksklassen zur Ueppigkeit und Genuß-
sucht, sowie zu einem übertriebenen Lupus. Nur Wenige blieben
den einfachen Sitten unserer Voreltern treu, man suchte ein behag-
liches und bequemes Leben zu führen, kleidete sich über seinen Stand,
scheute die Arbeit und gieng dadurch aufs Neue der Verarmung
entgegen. Es regte sich an verschiedenen Orten ein Geist der Un-
zufriedenheit und Unruhe; man suchte den Grund der überhandneh-
menden Verarmung allein in den hohen Staatsabgaben und wollte
die eigene Schuld natürlich nirgends erkennen und zugestehen.
Als endlich im Februar des Jahres 1848 in Frankreich eine
neue Revolution ausbrach, erhoben sich auch die deutschen Völker.
Fast allgemein forderten sie von ihren Fürsten und Regierungen
Freiheit der Presse, allgemeine Volksbewaffnung und Ab-
schaffung des eigentlichen Militärs, Verminderung der
Abgaben u. s. w. Die meisten dieser Forderungen wurden ge-
währt; allein das Volk erwartete plötzliche Erleichterung, welche
bei der allgemeinen Creditlosigkeit nicht möglich war. Jetzt wurde
die republikanische Staatsform als die beste und beglückendste
gepriesen; aber man sprach nicht von jenen hohen Tugenden, welche
dem ächten Republikaner eigen seyn müssen, nämlich Uneigen-
nützigkeit, Redlichkeit, Selbstaufopferung für das Wohl
des Vaterlandes, Mäßigkeit und Arbeitsamkeit und vor Allem
Achtung und Gehorsam gegen das Gesetz. — Diese glänzen-
den Tugenden waren es, welche die Griechen und Römer in ihrer
Blüthezeit schmückten. Die Republik ist nicht ein wilder, gesetz-
loser Zustand, wie ihn so Manche herbeisehnten, um mit roher
Gewalt und blutbefleckter Hand das wohlerworbene Eigenthum An-
derer an sich reißen und ihre Laster ungestraft befriedigen zu können,
wie wir dieses mit Abscheu iu den Schreckenstagen Frankreichs wahr-
genommen haben. In Republiken muß das Gesetz wenigstens
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Oesterreich Deutschland Frankreich Frankreichs
56
und auf der Erde verbreiteten, sie auch immer schlimmer wurdet^
so, daß Gott endlich Alle, mit Ausnahme des gerechten Noah, von
der Erde zu vertilgen beschloß, was auch durch eine große Ueber-
schwemmung, die Sündfluth, geschah.
Ueber dies Ereigniß stimmen die Sagen vieler Völker,
selbst der Indianer in Amerika, überein. Noah hatte sich und die
Seinigen, sowie ein Paar von jeder Gattung der Thiere durch die
Erbauung eines großen Schiffes, Arche genannt, gerettet, indem er
dasselbe beim Beginne der Fluth bestieg, wie ihm Gott befohlen
hatte. Nachdem das Wasser, welches die höchsten Berge 15 Ellen
hoch bedeckt hatte, wieder gefallen und die Erde trocken geworden
war, zog Noah mit den Seinigen vom Gebirge Ararat in Arme-
nien, wo die Arche stehen blieb, an den untern Euphrat, in das
weidenreiche Babylonien hinab. — Da sich die Menschen aber bald
wieder sehr vermehrten, so wurden sie hierdurch genöthigt, sich wei-
ter zu zerstreuen. Um aber ihre erste Heimat immer wieder finden
zu können, wollten sie zuvor einen Thurm bauen, der überall ge-
sehen werden könnte und ihnen zum Vereinigungspunkte dienen sollte.
Durch die Sprachverwirrung, welche Gott unter ihnen entstehen ließ,
wurde das thörichte Unternehmen vereitelt, und die Menschen zer-
streuten sich und bevölkerten nach und nach alle Gegenden der Erde.
In der Folge traten die Menschen in größere Gesellschaften
zusammen, wählten sich ein gemeinschaftliches Oberhaupt und bilde-
ten endlich Staaten und Reiche, die wir in Folgendem näher kennen
lernen wollen.
Asiatische Völker.
1. Die Indier und Chinesen.
Die Indier waren dem ursprünglichen Wohnsitze der Menschen,
den Gegenden zwischen den Flüssen Indus und Ganges am näch-
sten geblieben. Sie waren von jeher in gewisse Volksklassen oder
Kosten getheilt, nämlich 1) in Priester und Gelehrte; 2) in Krie-
ger; 3) in Kaufleute und Ackerbauer; 4) in Handwerker und Die-
nende. Außer diesen giebt es jetzt noch eine fünfte, von allen Menschen
gemiedene und verachtete Klasse, die Paria's, die nicht einmal bei
den andern Menschen wohnen dürfen, weil diese glauben, daß sie
dadurch entehrt wären. Dieses Kastenwesen, wonach der Sohn
immer den Stand und Beruf seines Vaters auch zu dem seinigen
machen muß, gleichviel ob er Lust und Fähigkeiten dazu besitzt, oder
nicht, hat von jeher die Fortschritte der Kultur in diesem Lande ge-
hindert, und die Indier sind darum, obgleich reich an Gebiet und
Bewohnern, zu einem Volke herabgesunken, das keine große Bedeut
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57
tung mehr hat, und das jetzt größtentheils durch Engländer, Fran-
zosen, Portugiesen und Dänen beherrscht wird.
Die Lebensart der Indier, besonders der Vornehmen, ist sehr
einfach und mäßig. Die Volksmasse ist, obschon das Land Ueber-
flnß an Wildpret, Fischen, saftigen Früchten, Gewürzen und Me-
tallen hat, dennoch sehr arm. Der indische Gewerbefleiß erzeugt
vorzügliche Baumwollenstofse, Metallwaaren und Elsenbeinarbeiten.
Die Chinesen wohnen noch weiter gegen Osten, als die In-
dier. Sie waren schon in alten Zeiten ein gebildetes Volk und
kannten vielerlei Künste und Wissenschaften; allein sie sind seit langer
Zeit in denselben nicht weiter vorgerückt, weil sie von jeher den
Umgang mit andern Völkern vermieden. Um ihr Land nämlich ganz
von den Nachbarländern abzuschließen, und um sich zugleich gegen
die räuberischen Einfälle der Mongolen zu sichern, bauten sie gegen
die Mongolei und Tungnsien hin eine 300 Meilen lange Mauer.
Diese läuft über die Spitzen der höchsten Berge, zieht sich durch die
tiefsten Thäler und ist in ungeheuer großen Bogen über die breite-
sten Flüsse geführt. An wichtigen Stellen ist sie doppelt, ja manch-
mal dreifach, und von 300 zu 300 Fuß sind kolossale Thürme zur
Vertheidigung gegen die heranrückenden Feinde errichtet.
Das chinesische Reich umfaßt den zehnten Theil der ganzen
Erdoberfläche, und die Zahl seiner Bewohner macht beinahe den
dritten Theil der ganzen Menschheit ans. Es ist also nach Ruß-
land das größte Reich, enthält aber über dreimal so viele Menschen,
als jenes. Dennoch gehört China, wie fast alle asiatische Staaten,
zu den abgelebten Ländern, die ihren Glanzpunkt längst überdauert
haben.
2. Die Babylonier, Assyrer und Meder.
Die Bewohner des Landes zwischen dem Euphrat und Ti-
gris hatten lange Zeit in Friede und Ruhe, Ackerbau und Vieh-
zucht treibend, neben einander gewohnt; da fiel Nimröd, ein Enkel
von Cham, mit einer wilden Horde aus Arabien kommend, in
Babylonien ein und eroberte das Land. Dies bewog einen Theil
der Einwohner, aus dem Stamme Assur, das Land zu verlassen.
Sie zogen über den Tigris und gründeten dort das Reich Assyrien,
das jetzige Kurdistan, über welches Ninus die Herrschaft errang.
Er gründete die große Stadt Ninive und eroberte bald auch das
benachbarte Babylonien (2100 v. Chr.).
Nach seinem Tode herrschte seine Gemahlin, die durch Muth
und Klugheit ausgezeichnete S emiramis, über beide Länder. Sie
verschönerte Babylon durch die großartigsten Bauten. Die Mauern
der Stadt hatten 12 Meilen im Umfang, waren 100 Ellen hoch
und so dick, daß auf denselben drei Streitwagen neben einander
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Mongolei China Cham Babylonien Assur Assyrien Kurdistan Ninive Babylonien
68
künstlich und verworren angelegt, daß ohne Führer Niemand den
Weg herausfinden konnte*).
Die früheste Geschichte Aegyptens ist dunkel und in viele Sa-
gen gehüllt. Als einer der merkwürdigsten Regenten wird Seso-
stris genannt, der das Land durch Eroberungen erweiterte und
unter dem Volke einen kriegerischen Geist weckte.
Wie die Israeliten früher nach Aegypten kamen und wieder
nach Kanaan zurückgeführt wurden, ist schon in der Geschichte der
Hebräer angeführt worden.
Die Schwäche der letzten Regenten dieses Landes war Ursache,
daß dasselbe um das Jahr 48 v. Chr. von den Römern weggenom-
men und als Provinz ihres damals so mächtigen Staates erklärt
wurde. Bei der Theilung des römischen Reiches kam es zum mor-
genländischen Kaiserthum, und gegenwärtig steht es, durch
einen Vicekönig regiert, unter türkischer Oberherrschaft.
10. Nie Carthager.
Im neunten Jahrhundert vor der Gebürt unseres Heilandes
herrschte ein überaus geiziger Fürst über die Stadt Tyrus in
Phönizien. Dieser hatte einen ungemein reichen Schwager, Namens
Sichäus, den er endlich bloß deshalb ermorden ließ, um dessen
Reichthümer an sich zu bringen. Dido, die Frau des Sichäus,
floh daher vor ihrem Bruder mit noch andern Mißvergnügten und
landete mit diesen in Afrika in der Gegend, wo jetzt Tunis liegt.
Sie erbat sich von den Einwohnern daselbst nur so viel Land, als
sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Die Bitte wurde ge-
währt, und das listige Weib zerschnitt nun die Ochsenhaut in so
schmale Riemen, daß sie eine große Strecke Landes damit umspannen
konnte, worauf sie eine Stadt erbaute, die sie C a rth a g o nannte(888).
Eine weise Verfassung und ausgezeichneter Gewerbefleiß machte
Carthago bald zum mächtigsten Handelsstaat des Alterthums. Die
Carthager legten auf Corsika, Sardinien und Sizilien Colonien an
und erweiterten ihre Macht und ihren Einfluß nach und nach so,
daß sie hierdurch die Eifersucht der Römer erregten und mit den-
selben in Kriege verwickelt wurden, die in der Geschichte Roms näher
berührt werden, und welche nur mit der Zerstörung Carthago's ihr
Ende erreichten.
*) Man sagt daher noch jetzt, man sei in ein Labyrinth (von Gedanken)
gerathen, wenn llber einen Gegenstand die Ansichten, Begriffe und Urtheile so
unklar, widersprechend und verwirrt sind, daß man das Wahre und Richtige
nicht herauszufinden und zu unterscheiden vermag.
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8. Die Rheinprovinz.
487 Q.m. — 29/!o Mill. Einwohner.
Reggsbez. Mit, Düsseldorf, Aachen, Koblenz und Trier.
Die Rheinprovtnz liegt zu beiden Seiten des Rheins und ist,
mit Ausnahme des nördlichen Theils, fast überall gebirgig und von
verschiedener Fruchtbarkeit. Die ergiebigsten Gegenden trifft man
an der Sieg, an der Wupper und um Jülich, auch in den Thälern
der Mosel, Saar und Nahedie unfruchtbarsten liegen an der
Eifel und dem Hundsrnck. Neben den gewöhnlichen Erzeugnissen
des Bodens, Obst und Weinbau mit eingeschlossen, giebt es auch
hier große Steinkohlenlager und 31 Mineralquellen, von denen die
Schwefelquellen von Aachen und Burtscheid europäischen Ruf
haben. Die schönen Ufer des Rheins, der Mosel und der Ahr
werden von sehr vielen Reisenden besucht und bewundert. Rhein-
preußen ist der Hauptsitz der Gewerbsthätigkeit der ganzen Monarchie,
und der Handel wird allenthalben durch treffliche Straßen, durch
mehrere Eisenbahnen, durch die Schifffahrt auf dem Rheine und
dessen Nebenflüssen gefördert und steht in schönster Blüthe.
Die bedeutendste Stadt der Provinz und der Sitz des Erz-
bischofs ist Köln (100) mit Festungswerken und verschiedenen merk-
würdigen Bauten. Der Dom daselbst, obgleich noch nicht vollendet,
ist weltberühmt, und wir werden denselben unten noch näher be-
schreiben. Die Stadt gewährt, besonders vom rechten Rheinufer
aus, einen überraschenden Anblick, wenn man die Schiffbrücke, die
zahlreichen im Hafen liegenden Schiffe, sowie die ankommenden und
abfahrenden Dampfschiffe mit ihren in der Luft verschwimmendm
Dampffäulen überschaut. Koblenz, an der Mosel, ist die Haupt-
stadt der Verwaltung und der Sitz des Oberpräsidenten. Wichtige
Festungswerke umgeben die Stadt. Die Umgebung ist sehr schön
und durch die Dampfschifffahrt ungemein belebt. Auf dem rechten
Ufer des Rheins liegt auf einem 800 Fuß hohen Berg die Festung
Ehrenbreitstein.
Elberfeld, das allmählig mit Barmen und einigen Dörfern
zu einer Stadt verschmolzen ist, darf mit Recht als die gewerb--
samste Stadt der Provinz betrachtet werden. Aachen ist eine der
ältesten deutschen Städte. Sie ist die Krönungsstadt der alten
deutschen Könige. Karl der Große liegt in der von ihm daselbst
erbauten Münsterkirche begraben. Die warmen Bäder von Aachen
sind weltberühmt. Bonn, mit einer Universität, liegt in der Nähe
des Siebengebirges, und südwestlich von hier finden wir Zülpich,
wo der Frankenkönig Chlodwig im Jahr 496 eine große Schlacht
gegen die Allemannen gewann. In Gladbach und der Umgegend
ist die Kultur des Flachses, so wie die Leinwandfabrikation in höchster
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Auf die Kniee sank Johannes nieder,
Küßte seine Hand und seine Wange,
Nahm ihn, neugeschenket, vom Gebirge,
Läuterte sein Herz mit süßer Flamme.
Jahre lebten sie jetzt unzertrennet
Mit einander; in den schönen Jüngling
Goß sich ganz Johannes schöne Seele.
Sagt, was war es, was das Herz des Jünglings
Also tief erkannt, und innig festhielt,
Und es wieder fand, und unbezwingbar
Rettete? — Ein Sankt Johannesglaube,
Zutrauen, Festigkeit und Lieb' und Wahrheit.
(Herder.)
Zweiter Abschnitt»
Erzählungen, Schilderungen und Charakterbilder
aus der Geschichte.
Die ältesten Nachrichten über die Schöpfung der Welt und die
Zustände der frühesten Bewohner unserer Erde verdanken wir der
Bibel, mit welcher in dieser Beziehung die Sagen und mündlichen
Ueberlieferungen vieler Völker, die dieses göttliche Buch nicht kann-
ten, aus eine merkwürdige Weise übereinstimmen. Diesen Nachrich-
ten zufolge wurde die Welt etwa 4000 Jahre vor der Geburt
unseres göttlichen Heilandes erschaffen und dem Menschen •— dem
Meisterstücke der Schöpfung ■— zum Wohnplatze angewiesen.
Die ersten Menschen, Adam und Eva, bewohnten eine der
mildesten und fruchtbarsten Gegenden Asiens, das Paradies genannt,
welches, nach der Meinung gelehrter Männer, im südöstlichen Theile
von Asien oder vielmehr im nördlichen Indien lag.
Was uns die Geschichte von den Schicksalen der frühesten Erd-
bewohner aufbewahrt hat, ist durch die Bibel hinlänglich bekannt.
Wir kennen das Vergehen unserer Stammeltern im Paradiese, sowie
die Strafe ihres Ungehorsams. Es ist uns bekannt, wie Neid und
Haß das schreckliche Verbrechen des Brudermordes in die Welt
einführten und wir wissen, daß wie sich die Menschen vermehrten
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wandten Fürsten von Ilolienzoiiern-Iiechingen und Sigmaringen
sich entschlossen , zu Gunsten der Krone Preussens ihren Souveraine-
tätsrechten zu entsagen, wodurch beide Fürstenthümer, die Stammlande
des preussischen Regentengeschlechtes, ebenfalls an Preussen kamen,
das gegenwärtig auf 5100 Q.m. über 17 Millionen Einwohner zahlt.
König Wilhelm I.
In seinen letzten Lebensjahren hatte König Friedrich Wilhelm
durch eine schwere Krankheit Vieles zu leiden. Sein Todestag, der
2. Januar des Jahres 1861, verbreitete eine tiefe Trauer über das Land,
und diese war der schönste und vollgültigste Beweis der Liebe und
Verehrung, die dem guten Könige von seinem Volke allgemein gezollt
wurde. Mit ebfcn so grossem Vertrauen blickt aber auch das preus-
sische Volk auf seinen neuen Herrscher, den König Wilhelm I,
der, als Bruder des ohne Kinder verstorbenen Königs, demselben in
der Regierung nachfolgte und diese schon während der Krankheit des
Königs geführt hatte. Die Gerechtigkeitsliebe und Regentenweisheit,
sowie die Thatkraft und Entschiedenheit, die das Volk an seinem er-
habenen Herrscher bereits kennen gelernt hatte, erfüllte dasselbe mit
hoher Zuversicht, und — geleitet von einem weisen Regenten, beschützt
durch ein überaus zahlreiches und mächtiges Kriegsheer, blickt es muthig
und ohne Zagen jeder Gefahr entgegen, währenddem neben einem
musterhaften Staatshaushalte Künste und "Wissenschaften, Gewerbe,
Handel und Landwirthschaft, gepflegt durch die höchste Sorgfalt der
Regierung, einen stets erfreulicheren Aufschwung nehmen. Stark im
Innern und gegen Aussen behauptet Preussen eine achtunggebietende
und einflussreiche Stellung unter den fünf Grossmächten Europa’s, und
die Ueberzeugung, dass der preussische Staat diese Macht und Grösse
nur der Weisheit und Thatkraft seiner Regenten verdanke,
knüpft die Bande der Liebe, Treue und Anhänglichkeit immer fester,
welche Fürst und Volk umschlingen.
Besonders erhebend wirkten die Worte, die König Wilhelm I.
bei seiner Thronbesteigung an sein Volk richtete und fanden in Aller
Herzen einen freudigen Nachhall:
„Meine Hand soll das Wohl und das Recht Aller in allen Schich-
ten der Bevölkerung hüten ; sie soll schützend und fördernd über ihrem
reichen Leben walten!“
„Es ist nicht Preussens Bestimmung, dem Genuss der erworbenen
Güter zu leben. In der Anspannung seiner geistigen und sittlichen
Kräfte, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit seiner religiösen Gesin-
nung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Stärkung
seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag
es seinen Rang unter den Staaten Europa’s zu behaupten.“
,,Ich halte fest an den Traditionen Meines Hauses, wenn Ich den
vaterländischen Geist Meines Volkes zu heben und zu stärken Mir
vorsetze. Ich will das Recht des Staates nach seiner geschichtlichen
Bedeutung befestigen, und ausbauen und die Institutionen, welche König
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Ernst